CHRONIK des Schützenvereins "RODECK" e.V. 1921

Auszug aus unserer Festschrift zum 75 jährigen Jubiläum

Wie bereits im Vereinsnamen zu erkennen, war 1921 das Gründungsjahr unseres Vereins. Der erste 1. Vorsitzende war damals Karl Knapp aus der Wasserstraße, Friedrich Müller aus der Waldulmer Straße war 2. Vorsitzender, während Franz Hog als Schriftführer fungierte. In einer Generalversammlung im Jahre 1925 wurde der Verein in einen „Arbeiterschützenverein“ umbenannt. Als erste Sportstätte wurde die Kegelbahn im Gasthaus „Schlappen“ genutzt. 1933 wurde der Verein bereits wieder aufgelöst. Am 1. Januar 1935 wurde dann der „Kleinkaliberschießsportverein Kappelrodeck“ auf Grundlage der „Satzung des Reichsverbandes deutscher Kleinkaliberschießsportverbände“ gegründet; der Vorstand setzte sich zusammen aus Malermeister Artur Klumpp (1. Vorsitzender), Kaufmann Anton Weingärtner (Schriftführer und Rechner), Zollassistent Jakob Kuhnimhof (Schießsportleiter) und Fortbildungsschulhauptlehrer Josef Falk (Jugendleiter). Das Sportschießen sollte auf dem noch zu erstellenden K.K.-Scheibenstand im Gemeindewald Gewann Steinebach abgehalten werden. Wie einem Schreiben des Bürgermeisteramtes Kappelrodeck an das Forstamt Ottenhöfen entnommen werden kann, „…soll auf Anordnung der Regierung die gesamte männliche Bevölkerung im Schießen ausgebildet werden. Da es jedoch innerhalb der Kappelrodecker Gemarkung an einem geeigneten Schießstand fehlt, und seitens der S.A. Führung schon des öfteren Antrag bei der Gemeinde auf Überlassung eines diesbezüglichen Geländes gestellt wurde, hat sich der Gemeinderat entschlossen, ein Stück geeignetes Gelände im Distrikt II Abteilung II nach Maßgabe der beigeschlossenen Planskizze für diese Zwecke zu überlassen …“ Mit Unterstützung der Gemeinde – unentgeltliche Überlassung des Geländes, unentgeltliche Bewilligung des Holzes zur Erstellung eines einfachen Schießstandes, Amtshilfe bei Schriftwechseln mit weiteren Ämtern – konnte alsbald die Anlage erstellt werden. Unter dem Datum des 18. März 1935 wurde der 18 Paragraphen umfassende Mietvertrag zwischen der Gemeinde Kappelrodeck, vertreten durch den Gemeinderat (Sutterer, Schneider, Köninger, Klein, Hodapp, Dunkel und W. Schneider) einerseits und dem K.K. Schützen-Verein Kappelrodeck, vertreten durch seinen 1. Vorsitzenden A. Klumpp andererseits, abgeschlossen. Für die Bürgen und Selbstschuldner unterzeichnete Gustav Ziegler den Vertrag. Wie aus einem Schreiben des Bezirksamtes Bühl vom 24. Oktober 1935 ersichtlich, erhielt der K.K. Schützenverein Kappelrodeck die Genehmigung zur Durchführung eines Probeschießens des S.A. Sturmes Kappelrodeck. – Diese Entwicklungen in der Zeit des „Tausendjährigen Reiches“, die staatlich betriebene zwangsweise Verquickung von Politik und Sport und der Kriegsbeginn führten zum Erliegen des sportlichen Schießbetriebes, letzten Endes auch, da die Mitglieder zur Wehrmacht einrücken mußten. Die Nachkriegszeit ließ ein sportliches Schießen auch im Rahmen eines Vereins nicht zu, die Vereinstätigkeit war somit für Jahre erloschen.

Erst im Jahr 1954 wurde der Schützenverein „RODECK“ 1921 durch die Initiative von Werner Böhme, Hugo Nagel, Oskar Bauer, Siegfried Ebler, Rudolf Hund, Herbert Wickersheim, Robert Wunsch und weiteren 10 schießsportbegeisterten Männern des Ortes am 17. September wiedergegründet, 1. Vorstand wurde das heutige Ehrenmitglied Werner Böhme. Anfangs wurde mit Luftdruckwaffen geschossen, das Training fand zunächst im „Kranz“-Saal statt, später dann im Nebenzimmer des Gasthauses „Hirsch“. Im Jahr 1955 konnte vom jungen Verein die alte „Schlappen“-Kegelbahn zur Ausübung des Schießsportes gepachtet werden, und am 23.Juli 1955 wurde bei schönstem Wetter die zum neuen Schützenhaus umgebaute Kegelbahn mit einem Preisschießen eingeweiht. Der 27.11.1955 war ein besonderer Tag, galt es doch, den ersten Schützenkönig seit dem Krieg zu ermitteln. Mit 226 Ringen ging Richard Vollmer als bester Schütze aus dem Wettstreit hervor und errang damit die von Fabrikant Walter Lenk gestiftete Schützenkette. Zahnarzt Fritz Bürstner hatte die Kette für die Jugend gestiftet, sie wurde von Andreas Hodapp gewonnen. In der Folgezeit ging es nicht nur in sportlicher Hinsicht mit dem Verein stetig aufwärts, wie beispielsweise die Gründung der Damenabteilung am 3. Januar 1956 beweist, auch auf kulturellem Gebiet waren die Schützen mit verschiedenen Veranstaltungen erfolgreich tätig. Bereits im Jahr 1957 wurde das erste Schießen der örtlichen Vereine als „Weihnachts-Wildbbret-Schießen“ durchgeführt, bei dem aber auch auswärtige Teilnehmer zugelassen waren – und sogleich den Siegpreis nach Lauf entführten.

Eine neue Epoche in der Geschichte des Schützenvereins begann am Ende des Jahres 1959. Die damalige Vorstandschaft entschloß sich, nach einem geeigneten Bauplatz für ein eigenes Schützenhaus Ausschau zu halten, da das bisherige Provisorium nicht mehr den Erfordernissen entsprach. Zunächst wurde vorgesehen, das Schützenhaus mit KK- und LG-Anlage zusammen mit dem neuen Sportstadion beim Schwimmbad zu erstellen und den Bau noch im gleichen Jahr zu beginnen. Die Gemeindeverwaltung stand – wie schon in früheren Zeiten – dem Verein wohlwollend und aufgeschlossen gegenüber und stellte den unternehmungslustigen Schützen neben dem Platz auch einen ansehnlichen Geldbetrag und die Gestellung eines Großteils des benötigten Bauholzes in Aussicht. Auch die Heimatdichterin Elise Vogt erklärte sich spontan bereit, Holz aus ihrem Privatwald zu spenden. Dankbar nahm der Verein diese und die weitere tatkräftige Unterstützung einiger örtlicher Firmen entgegen, desgleichen die zugesicherte Holzspende der damals noch selbständigen Gemeinde Waldulm. Doch dann kam ein herber Rückschlag: der Bezirksbaumeister äußerte so schwerwiegende Bedenken gegen den geplanten Standort, daß die Platzsuche erneut beginnen mußte. Mit Unterstützung und Zustimmung des Gemeinderates wurde dem wagemutigen Verein das Gelände oberhalb der Brach, auf dem das Schützenhaus heute noch steht, zur Verfügung gestellt. Zur Verwirklichung dieses Großprojektes war dann – trotz weitreichender Unterstützung – aus verständlichen Gründen ein gerüttelt Maß an Eigenarbeit der Schützen gefordert.

Endlich konnte Anfang 1961 mit den Vorarbeiten begonnen werden. Die Schützen waren nun häufig im Wald anzutreffen, wo sie an jedem Samstag die zur Verfügung gestellten Bäume fällten und in die Sägewerke abtransportierten. Dann galt es, die Baugrube auszuheben, was sich schnell als schwieriges Unterfangen erwies, war doch der Bauplatz eine einzige Steinwüste mit riesigen Felsbrocken, so daß viele Sprengungen erforderlich wurden. Doch die wackere Schar der Schützen scheute keine Mühe, zu groß war das drängende Verlangen nach einem eigenen Heim. Langsam aber stetig wurde das Projekt verwirklicht, und das Schützenhaus nahm Gestalt an. Unentwegt war die Gruppe treuer Anhänger des Vereins im freiwilligen Arbeitseinsatz, und somit konnte der Rohbau im Dezember 1961 fertiggestellt werden. Aber die Schützen gönnten sich keine Ruhepause. Zug um Zug wurden die Arbeiten fortgesetzt. Schon im Januar 1962 konnte der Schießsportbetrieb im Kellergeschoß des eigenen Gebäudes aufgenommen werden, ein erster Schritt auf dem Weg zum großen Ziel war erreicht! Nun galt es, die für den Haus- und Gerätewart vorgesehene Wohnung baldmöglichst auszubauen. Doch die Finanzmittel gingen zur Neige, Darlehen mußten aufgenommen werden. Im Oktober 1964 konnte der damalige Haus- und Gerätewart Siegfried Hodapp, der allein rund 3000 Arbeitsstunden an diesem Bauwerk geleistet hatte, glücklich mit seiner Familie in die Dachgeschoßwohnung einziehen.

Da ein Schützenverein einerseits auf regelmäßige Einnahmen zur Finanzierung des Sportbetriebes und zur Erhaltung der Anlagen angewiesen ist, andererseits aber außer den Mitgliedsbeiträgen keine weiteren Geldquellen erschließen kann, wurde seitens der Vorstandschaft beschlossen, im Erdgeschoß des neuen Hauses eine zu verpachtende Gaststätte einzurichten, um damit über regelmäßige Einnahmen verfügen zu können. Die Ausdauer und der Idealismus von Vereinsführung und einem Teil der Aktiven dürften wohl als einmalig anzusehen sein. Unermüdlich wurde gearbeitet, bis es dann soweit war: Das in ortsüblicher Fachwerkbauweise ausgeführte schöne neue Gebäude, einem Wohnhaus sehr ähnlich und herrlich gelegen zwischen den Reben des Kappelbergs sowie den Bäumen des Buchwaldes, mit einem ausgedehnten Blick über Teile des Ortes hinaus in die Weiten der Rheinebene, konnte im Jahre 1965 fertiggestellt werden. Die feierliche Einweihung, verbunden mit einem großen Bezirks- und Kreisschützenfest unter Teilnahme vieler Schützen von 12 befreundeten Vereinen aus ganz Mittelbaden, erfolgte am Festsonntag, dem 1. August 1965, vormittags um 11:30 Uhr durch Vikar Wenzel. Das Café-Restaurant im Schützenhaus wurde offiziell am 14. August eröffnet und erfreute sich bald regen Zuspruchs der Bevölkerung und auswärtiger Gäste.

Die so erfolgreich tätige Vorstandschaft des Schützenvereins setzte sich während der arbeitsreichen und schwierigen Bauphase wie folgt zusammen: Als 1. Vorsitzender war seit 1955 Oberschützenmeister Rudolf Hund im Amt, sein Stellvertreter war Schützenmeister Karl Käshammer, in späteren Jahren selbst langjährig 1. Vorsitzender. Schriftführer, Pressewart und Vereinschronist in Personalunion war Herbert Wickersheim (ebenfalls seit 1955), der Haus- und Gerätewart war Siegfried Hodapp, Schießwart Lothar Moritz, als Beisitzer fungierten Robert Hodapp und Siegfried Lamm. Zu jener Zeit gab es zwei Ehrenmitglieder bei den „RODECK“-Schützen, nämlich den Bürgermeister der Gemeinde, Franz Kohler, und den Planfertiger Albert Sutterer, die beide in Anerkennung ihrer großen Verdienste um die Aufwärtsentwicklung des Schützenvereins in Zusammenhang mit dem Bau des Schützenhauses mit dieser Würde ausgezeichnet wurden.

Die Jahre nach der Wiedergründung und auch besonders während der Bauphase des Schützenhauses bedingten einen starken Zusammenhalt der Mitglieder. Immer wieder zeichnet die Vereinschronik die großartigen Arbeitsleistungen einer Gruppe von Schützenkameraden beim Bau auf. Andererseits wurde auch offen Kritik an jenen Mitgliedern geübt, die sich der gemeinsamen Sache nicht verpflichtet fühlten und Arbeitseinsätze verweigerten. Dadurch bedingt, wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung am 27. Mai 1965 eine Satzungsänderung vorgenommen, wonach nur Mitglieder, die mindestens 300 Stunden Arbeitsleistung für den Verein erbracht haben, in Vereinsämter gewählt werden können, und daß andererseits jedes Mitglied, gleich welchen Alters, Stimm- und Wahlrecht im Verein ausüben kann, falls es mindestens 100 Arbeitsstunden für den Verein geleistet hat. „Wer nichts arbeitet, der hat auch nichts zu melden!“ überliefert das Protokoll jener Versammlung.

Die freundschaftlichen und sportlichen Beziehungen zu benachbarten und befreundeten Schützenvereinen wurden in den sechziger Jahren intensiv gepflegt. Besonders enge Beziehungen bestanden nach Malsch, wo mit der dortigen Schützengesellschaft e.V. ein reger gesellschaftlicher und sportlicher Austausch stattfand, der sich in der regelmäßigen gegenseitigen Teilnahme an Vereinsveranstaltungen, vor allem aber auf schießsportlicher Ebene unter anderem auch bei Freundschaftskämpfen, äußerte. Aber auch mit den Schützenvereinen des Achertales herrschte gutes Einvernehmen, und Freundschaftsschießen und Kameradschaftstreffen bildeten beliebte Abwechslungen im Vereinsleben der „RODECK“-Schützen. Groß war immer die Zahl der Teilnehmer aus den Reihen der Aktiven, die bei derartigen Anlässen meist von ihren Damen begleitet wurden, so weist es jedenfalls das Chronikbuch aus.

Seit dem Ende der sechziger Jahre bestehen auch Kontakte zu Schützenfreunden in der Schweiz. Allerdings wurde diese freundschaftliche Verbindung zu den Schützen in Bonaduz / Graubünden nach einer Zeit der eher spärlichen Beziehungen erst seit den achtziger Jahren wieder verstärkt gepflegt. Besuch und Gegenbesuch erfolgen nunmehr in regelmäßigem Turnus, Korrespondenzen und auch private familiäre Freundschaften helfen, die Zeiten zwischen den Besuchen zu überbrücken, die von beiden Seiten mit großem Einsatz und zur gegenseitigen und natürlich gemeinsamen Freude geplant und gestaltet werden.

Eine besondere Form des Schießens der örtlichen Vereine erwähnt die Chronik im Jahr 1962. Die Kappelrodecker Schützen führten ein „Bierpreisschießen“ durch, an dem zahlreiche Mannschaften der Kappler Vereine mit gutem Erfolg teilnahmen. Als Besonderheit ist den Aufzeichnungen zu entnehmen, daß von der Vorstandschaft insgesamt 13 verschiedene Brauereien bzw. deren Niederlassungen in der näheren und weiteren Umgebung angeschrieben und um Bierstiftungen für die Teilnehmer am Schießen gebeten wurden. Alle reagierten prompt und großzügig, so daß dieser Wettbewerb mit Preisen gut ausgestattet war.

Rückschauend läßt sich zweifelsfrei feststellen, daß die Schützen in jener Zeit ein ausgesprochen reger Verein waren, denn nicht nur sportlicher Ehrgeiz trieb sie zu vielen schießsportlichen Veranstaltungen, auch die Geselligkeit wurde bei ihnen großgeschrieben. Wanderungen aus unterschiedlichen Anlässen bildeten ebenso einen Bestandteil des Schützenjahres wie Ausflugsfahrten, die Teilnahme an örtlichen Veranstaltungen und Festen. Darüber hinaus wurde eine vereinseigene Fußballmannschaft ins Leben gerufen, die eifrig dem runden Leder nachjagte und sich mit vielen gleichgesinnten Sportsfreunden zum fairen Wettstreit traf.

Aber auch damals mußte sich der Verein, wie erneut in heutiger Zeit, mit allerlei Problemen herumschlagen. Auch von internen Zwistigkeiten blieb die Vereinsgemeinschaft nicht immer verschont. Sorgen bereitete auch schon damals die vereinseigene Gaststätte, die ja eigentlich dem Wohle des Vereins dienen sollte. Aus heutiger Sicht läßt sich feststellen, daß sich in mancher Hinsicht die Ereignisse wiederholen.

Lange sollte die Bautätigkeit bei den Schützen in Kappelrodeck nicht ruhen. Nur knapp vier Jahre nach der Einweihung des eigenen Vereinsheimes faßte die Vorstandschaft den Entschluß, die schon 10 Jahre zuvor ins Auge gefaßte Kleinkaliber-Anlage Wirklichkeit werden zu lassen. Doch schnell – wen wundert’s? – stießen die rührigen Schützen auf Schwierigkeiten. Das Gelände reichte für die 50-m-Schießbahn nicht aus, aber mit Hilfe der Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Erich Hausmann konnte eine Lösung herbeigeführt werden. Nach dem Eintreffen der Baugenehmigung ging es ans Werk. Der Oberschützenmeister Karl Käshammer gab in einem Rundbrief an alle Mitglieder die Parole aus „Einer für alle – alle für einen“ und forderte energisch den vollen Einsatz bei der Bewältigung der anstehenden Aufgaben, denn man hoffte, mit 15.000 DM Baukosten auszukommen. Erneut aber mußte sich der Verein in Schulden stürzen, doch mit den Arbeiten ging es voran, stand doch den „RODECK“-Schützen ein großer Termin vor Augen, das 50-jährige Jubiläum im Jahr 1971! Mit aus diesem Grund war der unermüdliche Siegfried Hodapp mit einigen Helfern parallel zu den Arbeiten am KK-Stand dabei, an das Schützenhaus die „Schützenstube“ anzubauen, einen kleineren Raum, der als gemütliche Ergänzung der Wirtschaft gedacht war, aber auch dem Verein für seine Versammlungen und Sitzungen zur Verfügung stehen sollte. Auch dabei konnte der Verein wiederum mit Dankbarkeit die Unterstützung örtlicher Handwerker entgegennehmen. Mit Stolz konnte die Vorstandschaft des Vereins schließlich vermelden, daß eine damals hochmoderne Schießsportanlage der Fa. Spieth, die auch die Anlagen für die Olympiade in München lieferte, zum Einbau kommt und zukünftig – und das bis zum heutigen Tag – den Sportschützen für das KK-Schießen zur Verfügung stehen wird – und heute immer noch steht. Planmäßig konnten die Arbeiten fortgeführt werden, so daß in der Zeit vom 11. bis 13. September 1971 das große Jubiläumsfest, und damit auch verbunden die feierliche Einweihung der neuen Sportanlage, begangen werden konnte. Auf dem alten Sportplatz stand das Festzelt, in dem Festbankett, Frühschoppen, Unterhaltungsnachmittag, Tanz, Kinderbelustigung und Festausklangabend für ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm während der drei Tage sorgten. Leider meinte es Petrus gerade an diesem Wochenende nicht so gut mit den Schützen, aber man war ja Kummer gewöhnt …

Nach dem erfolgreich abgeschlossenen Bau der KK-Anlage trat der Verein hinsichtlich seiner Bautätigkeit in eine kurze Ruhephase ein, die auch bedingt war durch hohe finanzielle Belastungen. In den Jahreshauptversammlungen jener Zeit drückte die Schuldenlast des Vereins den Schatzmeister sehr, denn laut Protokollbuch mahnte er unter anderem regelmäßig Erhöhung der Mitgliedsbeiträge an, um den Verpflichtungen gegenüber der Bank nachkommen zu können. Diese Jahre brachten aber auch dem unermüdlichen Verein unter einer zielstrebigen Vorstandschaft Jahre des sportlichen Aufschwungs. Zahlreiche Aktive beteiligten sich in dieser Zeit an den vielfältigen Möglichkeiten des sportlichen Wettkampfgeschehens, die der Schießsport seinen Anhängern bietet. In vielen Disziplinen, bei zahlreichen Meisterschaften, bei Freundschaftsschießen im In- und Ausland waren „Rodeck“-Schützen auf vorderen und vordersten Rängen zu finden. Besonders stolz war der Verein „Rodeck“ auf seine Jugendabteilung, die viele befähigte Talente in ihren Reihen hatte und Spitzenschützinnen und -schützen hervorbrachte. Hier sei stellvertretend für alle an die herausragende Sportlerin Sylvia Roth erinnert, die zu größten Erwartungen Anlaß gab, doch – unfaßbar für alle – im Alter von erst 17 Jahren durch einen Motorradunfall ums Leben kam. Zweimal, nämlich 1975 und bereits schon wieder 1976, konnten die Kappelrodecker Schützen den Kreiskönigsball in der neuen Kappelrodecker Achertalhalle ausrichten, jeweils mit großem Erfolg und mit Anerkennung für das Geleistete.

Doch die „Rodeck“-Schützen wären sich nicht treu geblieben, hätten nicht bald schon wieder Baupläne die Gemüter beschäftigt.

Nach dem erst wenige Jahre zuvor abgeschlossenen Bau der Kleinkaliberanlage dachte man in der Vorstandschaft nämlich schon bald an eine Erweiterung der Luftgewehranlage, da die fünf bislang genutzten Stände im Keller des Schützenhauses den Erfordernissen nicht mehr entsprachen. Mit einer Expertenkommission aus Vertretern des Vereins, der Gemeindeverwaltung, des Südbadischen Sportschützenverbandes, der Oberfinanzdirektion Freiburg und mit dem vorgesehenen Architekten wurde im Jahr 1979 das geplante Projekt erörtert und für durchführbar befunden. Ob dieser Nachricht herrschte große Freude im Verein, wie die Chronik berichtet. Doch im Laufe der verrinnenden Monate und dann auch Jahre zeichnete sich ab, daß die vorgesehene Lösung der Raumprobleme aus mehreren verschiedenen Gründen nicht zu realisieren war. Selbst der Abgeordnete Dr. Bernhard Friedmann, Mitglied des Deutschen Bundestages, schaltete sich mit einem Schreiben zugunsten der „Rodeck“-Schützen in das Geschehen ein, leider ohne den erhofften Erfolg. Da aber der sehr intensiv ausgeübte Sportbetrieb immer stärker litt, auch Aktive aus diesem Grunde zu anderen Vereinen abwanderten, beschloß die Vorstandschaft nach all dem langen Warten im August 1982, den bestehenden Kellerraum in einem gründlichen Innenumbau den Erfordernissen des Schießsports besser anzupassen. Dieses Vorhaben wurde dann auch, allerdings nicht ganz ohne Probleme, durch einen erneuten Großeinsatz arbeitswilliger Mitglieder unter der Anleitung des rührigen Hauptschießleiters Peter Galli, in die Tat umgesetzt. Vor allem entsprachen die sechs neuen Bahnen nun fast durchweg dem geforderten Standard hinsichtlich der Abmessungen. Die bisherige von allen Mitgliedern so sehr geschätzte „Schützenbar“, die so manche fröhliche Vereinsfeier, aber auch einige weniger fröhliche Augenblicke erlebt hatte, gehörte damit allerdings der Vergangenheit an, ein zweckmäßiger Aufenthaltsraum entstand dafür.

In den dann folgenden Jahren konnten die Sportschützen des Vereins in relativer Ruhe ihrem Hobby nachgehen, doch blieb man von unliebsamen Überraschungen wie einem Hochwasser mit großen Schäden am Schützenhaus und dessen Einrichtung, Auflagen zur Aufrechterhaltung des KK-Schießbetriebes aber auch des Betriebs der Gaststätte sowie von dringend notwendigen Erhaltungsmaßnahmen am Gesamtkomplex der Schützenhausanlage nicht verschont. Im Frühjahr 1990 mußte beispielsweise für alle Waffen und die Munition ein sicherer Platz geschaffen werden, da es zu wiederholten Einbrüchen mit Waffendiebstahl in einigen Schützenhäusern umliegender Vereine gekommen war. Trotz beengter Raumverhältnisse gelang es, einen hochgradig gesicherten Waffenraum in den Aufenthaltsraum zu integrieren.

Mit dem Pächterehepaar Kasparick, das insgesamt über 14 Jahre lang die Vereinsgaststätte bewirtschaftete, herrschte in all den Jahren bestes Einvernehmen, was sowohl für die Vorstandschaft als auch die Mitglieder sehr angenehm war. Nachdem aber Familie Kasparick aus Alters- und Gesundheitsgründen von einer Weiterführung des Pachtverhältnisses absehen mußte, der mittlerweile zum Ehrenoberschützenmeister beförderte Siegfried Hodapp mit seiner Frau derweil ins eigene Heim nach Achern verzogen war, stand nun eine Generalsanierung des Schützenhauses an. Unter der Regie des 1. Vorsitzenden Hubert Pfeifer trafen sich über Monate hinweg eigentlich immer wieder dieselben Getreuen, um in unzähligen Arbeitsstunden zunächst die Wohnung im Dachgeschoß zu modernisieren. Nach dem Einbringen einer bislang nicht vorhandenen Wärmedämmung wurde die bestehende Zentralheizungsanlage bis in die Wohnung weitergeführt, das Bad wurde komplett neu gestaltet und auch die Küche sowie die übrigen Räume wurden renoviert, so daß dieser Bereich des Schützenhauses ein sehr ansprechendes Bild abgab. Weitaus größer waren die Anforderungen an das unermüdliche Bauteam, als für die neuen Toilettenanlagen des Wirtschaftsbereichs zunächst deren alter Innenbereich entkernt werden mußte, damit nach einem Anbau dieser Gebäudeteil völlig neu gestaltet und modernen Anforderungen entsprechend ausgestattet werden konnte. Dieser neue Anbau einschließlich des früher mit einer Dachterrasse abgeschlossenen WC-Bereichs wurde dann noch überdacht, indem das bestehende Dach verlängert wurde. Diese arbeitsintensiven Baumaßnahmen, die auch noch den Einbau einer Personaltoilette mit Duschbereich sowie die Innenrenovierung der Gasträume und des gesamten Küchenbereichs einschließlich der Nebenräume umfaßten, stürzten den Verein natürlich wieder in erhebliche Schulden, obwohl durch sparsames Wirtschaften in den vorangegangenen Jahren eine Rücklage hatte gebildet werden können. Neben dem fast schon selbstlosen Einsatz einer recht kleinen Gruppe von Vereinsmitgliedern waren es neben der dem Verein stets wohlgesonnenen Gemeindeverwaltung unter Bürgermeister Klaus-Peter Mungenast erneut Kappelrodecker Firmen und Handwerksbetriebe, die den Schützen helfend unter die Arme griffen und durch Materialspenden, zur Verfügung gestellte Maschinen und Gerätschaften oder auch durch preisgünstig ausgeführte Arbeiten zum letztlich guten Ende dieses vom Herbst 1993 bis zum späten Frühjahr 1994 dauernden Unterfangens beitrugen. Wer jedoch glaubte, daß sich die Schützenfamilie nun ausruhen konnte, der sah sich getäuscht, denn von amtlicher Seite kam unmittelbar die nächste große finanzielle und arbeitsmäßige Belastung auf den Verein zu. Die Schallisolierung der KK-Anlage wurde aus brandschutztechnischen Gründen fehlgesprochen, der Stand für den weiteren Schießbetrieb gesperrt. Ein Kostenvoranschlag über die Erneuerung der Isolierung ließ die gesamte Vorstandschaft erbleichen, ein sechsstelliger DM-Betrag stand auf dem Papier. Also hieß es erneut, Bittgesuche zu stellen und die Ärmel aufzurollen. Die Gemeinde beteiligte sich mit einem dankbar entgegengenommenen Betrag, ein Handwerkermeister half mit seinen Kenntnissen, und der 1. Vorsitzende Hubert Pfeifer vermochte noch einmal, seine Mannschaft zu motivieren, so daß in einer gemeinsamen Kraftanstrengung das schier Unmögliche gelang: rechtzeitig zum Rundenbeginn 1994 stand die Anlage wieder für den Schießbetrieb zur Verfügung. Es kann eigentlich nur verwundern, daß in all dieser Zeit des intensiven Bauens dennoch ein Schießbetrieb stattfand, ja sogar ansprechende Ergebnisse vermeldet werden konnten. Doch deutlicher als der Oberschützenmeister konnte es wohl niemand ausdrücken als er anläßlich einer Generalversammlung sagte, „Ich wünsche mir nichts mehr, als daß dieser Verein nicht länger mehr ein Bauverein ist, sondern endlich wieder seinem eigentlichen Zweck, nämlich der Ausübung unseres schönen Schießsports, ungestört nachgehen kann.“

Nun stehen die Tage des 75-jährigen Jubiläums vor der Tür. Die Gesamtvorstandschaft und ein Festausschuß bemühen sich nach Kräften, in gemeinsamer Verantwortung für den Schützenverein „Rodeck“ e.V. 1921 die Feierlichkeiten in würdigem und angemessenem Rahmen zu gestalten. Dabei sind sich alle der Tatsache bewußt, daß mit diesem Fest auch die Leistungen all jener gewürdigt werden sollen, die den Verein seit seiner ersten Gründung im Jahr 1921 bis zum heutigen Tag mit Leben erfüllt, ihn geleitet und auch in schweren Zeiten bewahrt haben. Gleichzeitig sollen diese Tage auch von der Zuversicht künden, daß die Kappelrodecker Schützen sich nicht unterkriegen lassen, daß Schwierigkeiten dazu da sind, bewältigt zu werden, daß eine unverbrüchliche Kameradschaft der beste Garant für eine erfolgversprechende Zukunft ist.

von W-R Liebisch